wieder im gelben Laubwald
laufen gehen filmen lauschen staunen
der Auslöserknopf klickt im Sekundentakt
ein Vogel antwortet
zirp
klick
zirp
eine kleine rundliche Frau mit grossen Schuhen
steigt mühsam den Hang hinunter
Herbstlaubzweige in der Hand
die bringe ich meiner Katze
die liebt die Blätter
sagt sie
diese schmale Straße wurde erst im 19. Jahrhundert geöffnet
der Blick ist frei auf die Westfront des Doms
Kontemplation
oben zwischen den Heidentürmen neurestaurierte Heilige
zu Füßen Michaels ein leidendes Teuferl
die Figuren in den Nischen des romanischen Riesentors
der große Bogen mit Ornamenten im romanischen Stil
unter den ehemaligen Rosetten südseitlich auf einer Lisene
das weibliche Geschlecht
nordseitlich das männliche
Yin und Yang
die Reihen des Weinbergs entlang schlendern
leuchtgelb die Blätter im Sonnenstrahlen
von süßen Trauben der gärende Saft im Bottich
die Winzerin schenkt ein
und erzählt
taub vom Lärm der raschelnden Blätter beim Gehen
morgens
in den Vorstadtlaubwald zurückgekehrt
die Glücksmomente von gestern zu filmen
und
hab sie nicht mehr gefunden
dafür viel Wochenendspaziergängervolk
warm und dunkel gekleidet
später
am Stephansplatz die gleichen Leute
die Straße vor mir im Gegenlicht
ein silbernes Band
daneben dunkelbraune Flächen
frischgepflügte Erde
gelbgrün der Winterraps
die zartgrünen Rübenstecklinge
aufgereiht
deduckt für Monate
am Horizont die Hügelkette
eine blaßblaue Welle
kurz wärmende Mittagssonne
dunstiger Nachmittag